Eines von lediglich bisher zwei geförderten Projekten in der Wurzener Region: Die Außenhaut der Kirche von Nitzschka konnte unter anderem mit Hilfe von Mitteln aus dem Leaderprogramm erneuert werden. Foto: Ralf Zweynert
„Müssen erst erklären, was möglich ist“
In Wurzen werden Förderungen für ländlichen
Raum kaum genutzt /
Infoveranstaltungen geplant
Wurzen. Kritiker sagen, Wurzen lasse viel Geld liegen. Es geht
um Fördermittel, die die Regionalinitiative Leipziger Muldenland,
bestehend aus 19 Städten und Gemeinden des einstigen Muldentalkreises
als so genannte Leader-Region weiterreichen kann. Seit über einem
Jahr können Vereine, Privatleute und Kommunen mit Hilfe der Initiative
EU-Fördergelder für Projekte im ländlichen Raum beantragen.
Auch Wurzen samt seiner Ortsteile gehört zu der Regionalinitiative.
Ein Blick auf die bereits bewilligten Gelder zeigt allerdings, dass aus
dem Gebiet der Ringelnatzstadt – im Gegensatz beispielsweise zu Grimma
oder Nerchau – bisher kaum Gelder beantragt wurden.
Immerhin stehen 24 Millionen Euro bis einschließlich 2013 für
das „Leipziger Muldenland“ zur Verfügung. Im Jahr 2008 befürwortete
der etwa 20-köpfige Koordinierungskreis der Initiative rund 80 Projekte,
von denen die Hälfte bereits durch das Amt für Ländliche
Entwicklung bewilligt und von den Trägern begonnen wurden, erklärte
Matthias Wagner von Regionalmanagement Muldenland. Das meiste Fördergeld
floss im vergangenen Jahr in die Regionen um Nerchau (491000 Euro), Grimma
(472000 Euro) und Zschadraß (432000 Euro). Deutlich partizipierten
außerdem die Regionen um Naunhof (317000 Euro), Thallwitz (257000
Euro) und Bad Lausick (232000 Euro). Nur rund 39000 Euro landeten in Wurzen.
So wurden eine Fachkräfteanalyse der Standortinitiative Wurzen (SiW)
und die Außensanierung der Kirche Nitzschka gefördert, bestätigt
Matthias Wagner.
Wurzens Oberbürgermeister Jörg Röglin reagiert auf die
Kritik fehlender Anträge aus den Wurzener Ortsteilen diplomatisch:
„Wir haben da noch erhebliches Potenzial.“ Die Tatsache, dass die Initiative
seit dem späten Jahr 2007 bereits begann, Projektanträge entgegen
zu nehmen – also schon vor seiner Amtsübernahme im Rathaus hätte
reagiert werden können, kommentiert er nicht. Röglin: „Die Möglichkeiten,
die sich durch den Fördertopf ergeben, sind bei möglichen Profiteuren
nicht ausreichend kommuniziert worden.“
Jetzt plane die Stadt Infoveranstaltungen. „Wir müssen den Leuten
erst mal erklären, was möglich ist.“ Überdies stünden
der Stadt auf Grund des zusätzlichen Geldes des Konjunkturpakets II
grundsätzlich mehr Eigenmittel zur Verfügung, die in ländliche
Entwicklungsprojekte fließen könnten, vorbehaltlich der entscheidenden
Gremien, sagt der Rathauschef.
Regionalmanager Matthias Wagner bestätigt die angekündigten
Informationsrunden. Auch er sieht die bisherige Kommunikation rund um die
Förderung kritisch. Die Mängel im Informationsfluss seien aber
erkannt. „Es wurden bereits Anfang Februar Informationen zum Förderprogramm
auf die Webseite des Landschaftspflegeverbandes gestellt. Außerdem
arbeiten wir an einer eigenen Internetseite, die bis Anfang Juni ins Netz
gestellt werden und alle wichtigen Informationen zu Regionalinitiative
und Förderung enthalten soll.“ Für das laufende Jahr sind aus
dem Wurzener Raum fünf Projekte beantragt worden, die auch 2009 umgesetzt
werden sollen. Aus Datenschutzgründen könnten keine weiteren
Angaben gemacht werden, so Wagner.
Insgesamt prüfte der Koordinierungskreis rund 70 Anträge
aus dem ganzen Muldenland. Weitere Anträge für 2009 würden
nicht mehr angenommen. Der Manager verweist auf das Jahr 2010. Dann könnten
voraussichtlich etwa 6,4 Millionen Fördermittel verteilt werden. Beantragt
werden sollte das Geld bis spätestens 30. Juni 2010. Die Vorbereitung
der Anträge könne aber sofort erfolgen. Drago Bock
wer kann wofür Förderung beantragen?
Förderanträge können von Privatleuten, Gewerbetreibenden,
Gemeinden und Vereinen beantragt werden. Die Fördersätze können
von Projekt zu Projekt variieren, so Regionalmanager Matthias Wagner. Die
Projekt-orte müssen hauptsächlich in Gemeinden bzw. deren Ortsteilen
liegen, die nicht mehr als 2000 Einwohner haben, eine Richtlinie eröffne
aber auch Ausnahmen, so Wagner.
In diesem Jahr standen rund vier Millionen Euro, im kommenden Jahr
rund 6,4 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung. Gefördert
werden unter anderem Projekte unter den Stichworten Strategieentwicklung,
beschäftigungswirksame Maßnahmen, Landtourismus, technische
kommunale Infrastruktur, Erhaltung ländlicher Bausubstanz für
private Zwecke, soziokulturelle Infrastruktur und ländliches Kulturerbe.
Der Koordinierungskreis der Regionalinitiative befürwortet die
Anträge, Bewilligungsbehörde ist das Amt für ländliche
Entwicklung.
Mehr Infos und Anfragen zu den Förderungen: 03437/707071 oder
Email: regionalmanagement@lpv-muldenland.de. db
LVZ Muldental 21. April 2009